· 

Von Calgary über die Rockys nach Westen

Nachdem ich seit Calgary geplantermaßen alleine reise, ist sozusagen der Beifahrersitz frei. Nicht lang... Kurz hinter Calgary steht ein einsamer Anhalter am Straßenrand.

Weil die Welt ja klein ist, stellt er sich zugleich als Johannes aus Dresden vor. Ich nehme ihn mit bis Canmore und wir verbringen einen netten Abend, bevor er am nächsten Morgen seinen Job in Banff antreten muss.

Als es dann am nächsten Tag über den Hauptkamm der Rockys nach Westen gehen soll, ist wegen Waldbränden der Pass, den ich nehmen wollte gesperrt. Das bedeutet einen Umweg von über 100 km, führt mich aber auch zum Kicking Horse Pass mit seinen spiralförmigen Eisenbahntunneln.

Nachdem nach Bau der Eisenbahn zum Ende des 19. Jahrhunderts sich hier viele tödliche Unfälle ereignet haben, weil die Züge aufgrund des starken Gefälles nicht mehr bremsen konnten, kam man 1909 auf die Idee, Spiraltunnel in den Fels zu bohren. 

Die beiden Tunnel führen jeweils ca. 1.000 m durch den Berg und der Schienstrang dreht sich dabei um 360 Grad und überwindet jeweils 15 Höhenmeter.

Unten rein und oben raus - und das alles um 15 Höhenmeter zu erarbeiten
Unten rein und oben raus - und das alles um 15 Höhenmeter zu erarbeiten

Aus vormals 4,5% Gefälle wurden also nunmehr 1,5%. Die heutigen kanadischen Züge sind mehrere Kilometer lang (!), so dass man nicht nur beobachten kann, wie der Kopf des Zuges oben heraus schaut und der Schwanz unten noch herein fährt, sondern dieser Beobachtungszustand dauert ca. 5 min. an.

Bemerkenswert ist auch, dass man offensichtlich 1909 schon so vorausschauend war, die Tunnel ca. 7 m hoch zu bohren. Dadurch können heute Züge mit 2 übereinander gestapelten Containern (der 20-Feet-Standard Container wurde es in den 50er Jahren eingeführt) durch den Tunnel fahren - gezogen von jeweils 3 der stärksten Dieselloks der Welt.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0