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Über Mexiko City in die südliche Sierra

Des Abends schaue ich mir in Acapulco noch die berühmten Klippenspringer an.  Auf die Aussichtsplattform kommt man schon nicht mehr drauf, da diese offensichtlich bereits eine Stunde vorher voll besetzt ist. Also schaue ich mit dem Fernglas von der Straße aus zu und mache nur ein paar Fotos aus der Ferne. Die hoch angesehenen Profis springen aus ca. 35 m Höhe in einen Felsspalte von nur 8 m Breite - wenn sie oben abspringen, können sie das Wasser gar nicht sehen und der Absprung erfolgt auf einen Pfiff von unten, weil der Kollege exakt ein Signal geben muss, wenn eine Welle herein kommt, die genug Wasser in die Felsspalte spült.

Da es bis Mexiko City ca. 500 km sind, möchte ich heute Abend schon einen Teil davon fahren. Leider lotst mich das Navi durch die schlechtesten Vororte von Acapulco auf extrem steilen Straßen.

Und dann passiert  es, was in einer solchen Gegend nicht passieren darf: plötzlich knallt es und dichter, schwarzer Rauch dringt ins Führerhaus, so schnell und so stark, dass ich nur noch bremsen und mit dem Feuerlöscher in der Hand aus dem Fahrzeug springen kann. In diesem Moment denke ich, dass die Fahrt mit Carl vorbei ist.

 

Auf der Suche nach offenen Flammen, die der Feuerlöscher bekämpfen könnte, werde ich im Motorraum glücklicherweise nicht fündig. Stattdessen kommt der Qualm wohl aus dem Armaturenbrett. Und tatsächlich: ein ordentlicher Kabelbrand hat einen gehörigen Teil des Kabelbaumes hinter dem Armaturenbrett weg geschmolzen.

Da ich hier in der Dunkelheit aber ganz schlecht stehe, versuche ich dennoch den Motor zu starten, was auch gelingt. Ich fahre ohne Licht einige hundert Meter bis zu einer Gruppe von Mexikanern, die auf der Straße sitzen. Sie nehmen sich meiner an und helfen mir beim Telefonieren mit dem Pannendienst. Dieser schickt nach ca. eineinhalb Stunden einen Abschleppwagen, der aber zu klein für Carl ist und unverrichteter Dinge wieder abfährt. Meine drei guten Geister werden langsam unruhig, da es jetzt auf Mitternacht zugeht und man um diese Zeit in dieser Gegend nicht gut aufgehoben ist. 

Also bleibt nur, den Motor noch einmal anzuwerfen und ohne Licht durch das dunkle Acapulco im Schrittempo zu einer Tankstelle in einer halbwegs sicheren Gegend zu fahren. Ich erkläre dem Nachtwächter meine Lage, gebe ihm ein paar Pesos und schlafe einige Stunden.

Früh um 7 Uhr mache ich mich dann los um einen Autoelektriker zu suchen. Ich frage mich durch und treffe dabei zufällig auf eine ältere Frau, die mir erklärt, ihr Bruder sei Autoelektriker. Sie verfrachtet mich in ein Kollektivtaxi und wir fahren zu ihm. Er erklärt sich auch zugleich bereit, sich ein Unterhemd über zu ziehen, eine Plastiktasche mit Werkzeug zu schnappen und sich die Sache anzusehen. 

Luiz versteht sein Handwerk. Er schaut sich alles an, baut die verbrannten Kabel aus und verschwindet dann um Material zu holen. Als er nach einer Stunde wieder kommt, hat er einige Meter Kabel, Klemmen, Schalter und viel Isolierband dabei und legt los. Weitere 2 Stunden später (es geht inzwischen auf Mittag zu) hat er alle verbrannten Kabel erneuert und meint, es müsste wieder gehen. Wir checken das Vorderlicht und Luiz besteht darauf eine Probefahrt zu machen. Da er dummerweise auf dem Fahrersitz sitzt und auch den Schlüssel hat, legt er damit auch gleich los und mir wird Angst und Bange. Luiz scheint an der Probefahrt gefallen zu finden und ich muss nach einiger Zeit darauf hinweisen, dass ich nun aber langsam nach Mexiko City aufbrechen müsste. 

 

Vorher fährt mich Luiz mit meinem Bus aber noch zur Bank, da er ca. 75 € für die Reparatur will, was meinen Bargeldbestand übersteigt. Wahrscheinlich hat er sich an diesem Tag mit dem dummen Ausländer eine goldende Nase verdient, aber für mich ist das in Ordnung, da er auf der anderen Seite auch Gold wert war.

Nun geht es endlich nach Mexiko City. Die Kühle auf 2.500 m Höhe ist eine Wohltat nach den Wochen der schwülen Hitze. Ich bin rechtzeitig am Flughafen um meine wohlbekannte Mitfahrerin für die nächsten beiden Wochen einzuladen und wir machen uns auf zu den Pyramiden von Teotihuacán, ca. 40 km vom Mexiko City entfernt.
Da gerade Sonntag ist, wimmelt es von Mexikanern und ein Besteigen der großen Sonnenpyramide wäre nur mit langem Anstehen möglich gewesen - trotzdem eine beeindruckende Anlage.

 

Unser nächstes Ziel ist dann die wunderbar erhaltenen Kolonialstadt Oaxaca (sprich: Oa-tschaka), ca. 500 km südlich. Hier lassen wir es uns für 2 Nächte in einem kleinen Hotel in der Innenstadt gut gehen und stürzen uns in die reichhaltige Kultur der Umgebung: die Ausgrabungsstätte auf dem Monte Alban vor den Toren der Stadt. Diese gefällt uns noch viel besser als Teotihuacán, vermutlich auch, weil kaum Besucher zugegen sind.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Oliver (Samstag, 13 Oktober 2018 22:50)

    .....der war Gold wert :-) Super gelöst. Krasse Aktion!