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Von Chichicastenango nach Guatemala City

Nach Beendigung unserer Schulwoche starten wir Carl endlich wieder. Der arme Kerl muss sich dann auch gleich tüchtig quälen, um aus dem Talkessel des Lago Atitlan über die mehr als 2.600 m hohe Passhöhe heraus zu kommen. Manche Steigung erfordert ein Zurückschalten in den ersten Gang und vermutlich wissen nur 508er-Fahrer einzuschätzen, was das bedeutet... (Für alle anderen: Der erste Gang ist nämlich beim 508er extrem kurz übersetzt, ungefähr im gleichen Verhältnis wie der Rückwärtsgang. Er wird im Alltagsbetrieb nicht benutzt, angefahren wird normalerweise im 2. Gang).

Unser nächstes Ziel ist der Sonntagsmarkt in Chichicastenango, angeblich der größte und farbenprächtigste des Landes. Der Marktplatz unterhalb der Kirche quillt aus allen Nähten. Marktstände ergießen sich über die ganze Stadt und zwischen den Reihen schiebt sich eine einzige Menschentraube langsam dahin. Angesichts der vielen bunten Trachten und der farbenfroh gewebten Stoffe und Tücher gehen uns fast die Augen über. Jedes Dorf hat seine eigene Tracht, eigene Farben und Muster. Aber nur Eingeweihte erkennen, woher der Träger/die Trägerin stammt.

Die Marktfrauen sitzen inmitten eines Bergs von Gemüse, oft mit einem Kleinkind auf dem Rücken. Ein Stück entfernt reiht sich eine Garküche an die nächste. Überall werden von kräftigen Maya-Frauenhänden Tortillas geformt und in Kesseln auf dem Holzofenrost blubbert Bohnenbrei. 

Am folgenden Abend in Guatemala City erwartet uns eine positive Überraschung: wir hatten eine schmutzige, laute und gefährliche Stadt erwartet und finden stattdessen eine schmutzige, laute und faszinierende Stadt vor. Es ist Weihnachtsmarkt. Also steht auf dem Platz vor der Kathedrale eine Eislauffläche und in der Stadt ist alles weihnachtlich dekoriert. 
Die Guatemalteken stehen in langen Schlangen an, um ein paar Minuten auf das schnell schmelzende Eis zu dürfen - die meisten halten sich aber eher nur mit zitternden Beinen am Rand fest.

Leider geht unsere Zeit in Guatemala nun zu Ende, wir werden morgen nach El Salvador weiter reisen. Guatemala hat uns als Land sehr gut gefallen: Die Menschen sind freundlicher, aufgeschlossener und fröhlicher als in Mexiko oder Belize. Das ist unsere Erfahrung und vielleicht ist es nicht zulässig, nach einer relativ kurzen Zeit eine solche Verallgemeinerung zu treffen, aber wir haben Guatemala lieben gelernt. Auch wegen seiner Vulkane und Seen und trotz seiner steilen Straßen und der allgegenwärtigen Túmulos. (Túmulos sind hier das, was in Mexiko die Topes sind: Bodenschweller auf der Straße, die die Geschwindigkeit hemmen sollen. Gefährlich, materialmordend und albtraumauslösend stehen sie immer da, wo man sie nicht vermutet und wo sie mit gesundem Menschenverstand auch absolut nicht hin gehören....)

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Kommentare: 1
  • #1

    Oliver (Montag, 03 Dezember 2018 19:56)

    Der nächste Satz Dämpfer hin?