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Kirchen und Götzenbilder

Mein nächstes Ziel ist San Agustin, in den Kordilleren im Süden Kolumbiens.  Für die 680 km ab Medellin habe ich volle zwei Tage Fahrzeit eingeplant und die sind auch nötig. Zunächst geht es zwar auf der Panamericana, die ich bisher so gut wie nie benutzt habe, von Medellin aus ein gutes Stück nach Süden, dann aber geht es ab in die Berge.

Anfangs ist die Straße noch asphaltiert, oberhalb von 3.000 m allerdings ist es mit der Herrlichkeit vorbei. Hier wird aus einer großen Hauptverbindungsstraße eine einspurige Schotterpiste, die im beständigen Regen zusehends aufweicht.

San Agustin ist bekannt für seine archäologische Ausgrabungsstätte. Man hat hier Dutzende Steinbildnisse gefunden, die den Wissenschaftlern noch immer Rätsel aufgeben. Sie gehen wohl auf eine Kultur zurück, die 4.000 bis 5.000 Jahre alt ist. Was genau sie darstellen ist umstritten. Aber die Theorie, dass es sich um die Abbildungen von Außerirdischen handelt, hat die meisten Anhänger hier.

San Agustin hat aber offensichtlich auch einen sehr enthusiastischen katholischen Pfarrer mit Hang zum Kitsch: Nicht nur die Kirche und der Kirchvorplatz, sondern fast die gesamte Stadt sind Ende Januar noch immer weihnachtlich geschmückt.

Der gesamte Altarbereich der Kirche ist eine große Krippe und alles ist höhlenartig mit einer Art Lametta dekoriert.

Höhepunkt der Kitschorgie ist aber ein Nebenraum in der Kirche, in dem wiederum eine riesengroße Krippe aufgebaut ist.

Originalgetreue steht hier weniger hoch im Kurs und so finden auch einige Hunde und andere Tiere ihren Weg in die Darstellung.

Als dann auch noch Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern einsetzt, kommt man sich vor wie in einem katholischen Disneyland.

Das Stück der Straße von San Agustin nach Pasto hinter Mocoa ist berüchtigt.  Die Kolumbianer nennen diese Straße "El Trampolin de la muerte" (Das Trampolin des Todes). Gefährlich ist die Straße zwar nicht wirklich, weil es meist an den tiefen Abgründen eine Begrenzung gibt, aber warum man die Straße "Trampolin" nennt wird schnell klar: Man hüpft ca. 6 Stunden lang von Schlagloch zu Schlagloch und der arme Carl wird mächtig durchgerüttelt.

Kurz vor der Grenze nach Ecuador befindet sich dann bei Potosi eine berühmte Wallfahrtkirche, die Santuario de Nuestra Señora de las Lajas. 

Wegen einer Marienerscheinung im 18. Jhd. hatte man zunächst eine Kapelle und später diese neugotische Kirche an exakt der Stelle im Canyon errichtet, in der das Wunder geschehen sein soll. 
Die spektakuläre Lage macht die Kirche heute zu einem vielbesuchten Wallfahrtsort.

Als ich wenige Kilometer weiter südlich Kolumbien verlasse, schwingt Wehmut mit: Die Freundlichkeit und Offenheit der Leute hier hat mich begeistert. Und jeder von Süden kommende Reisende sagte mir, dass ich solch freundliche Menschen in ganz Südamerika nicht wieder finden werde.  Doch davon will ich mir in den nächsten Wochen selbst ein Bild machen. 
Zunächst geht es mit leerem Tank nach Ecuador. Einmal bitte volltanken: 100 Liter Diesel für 21 US-Dollar!!  Da freuen sich Carl und Geldbeutel.

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Kommentare: 2
  • #1

    Oliver (Montag, 28 Januar 2019 19:26)

    Was ist denn mit dem Landsmann aus Meißen?

  • #2

    Tom (Donnerstag, 07 Februar 2019 09:08)

    was soll damit sein, er wird wohl auch reisen :-)