Wir haben uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Wir wollen Honduras an einem Tag durchfahren. Das Problem ist dabei weniger die Entfernung, da wir auf guten Straßen mit ca. zwei Stunden Fahrzeit in Honduras rechnen. Vielmehr gilt es zwei Grenzübergänge an einem Tag zu bewältigen, von denen Micha hier jetzt ausführlich berichten wird:
Am Ortsausgang von La Unión umfahren wir zwei Kanallöcher in der Straße, auf denen die Deckel fehlen. Auf dem Weg zur Grenze beobachten wir viele Geier, die an einem am Straßenrand liegenden toten Rind fressen. Wir tanken nochmal voll und erreichen die erste Kontrollstelle gegen 7:10h.
Fahrzeugpapiere vorzeigen, Erstellung der Ausfuhrgenehmigung, Kopie davon machen lassen. Dann Abgleich der Papiere mit den Fahrzeugnummern, Abzeichnung, erneut Kopien machen lassen. Ein paar km weiter dann die Passkontrolle. Vor den Ausreiseschaltern eine lange Schlange. Wir versuchen uns mit einem Pulverkaffee die Wartezeit zu verkürzen und tauschen USD in Honduranische Lempira, um die mit dem Grenzübergang verbundenen Kosten begleichen zu können. Nachdem wir die Pässe und Quittungen (zurück) erhalten haben, fahren wir auf die Brücke zu, die den Grenzfluss überspannt. Ein letzter Beamter aus El Salvador will eine Kopie der Ausfuhrerlaubnis, gleicht nochmal die Fahrgestellnummer ab und nimmt uns die Passkontroll-Quittungen ab. Dann lassen wir El Salvador hinter uns und fahren über die Brücke. Dahinter werden wir angehalten und darüber informiert, dass wir für die Fahrzeug-Einfuhr Formular 9A-1 benötigen. Wir parken Carl und teilen uns wieder auf: Christian geht zum Zoll, ich stelle mich an der langen Schlange vor der Passkontrolle an. Vor dem Zoll-Schalter hat sich auch eine kleine Schlange gebildet, weil die zuständige Beamtin erst mal frühstücken gegangen ist. Mittlerweile brennt die Sonne schon heiß vom Himmel und ich bekomme Hunger. Christian stößt zu mir, für die weitere Bearbeitung der Fahrzeug-Einfuhr muss erst die Passkontrolle absolviert werden. Dort zahlen wir je 3 USD Gebühr für dieselbige und geben unsere Fingerabdrücke ab.
Zurück zum Zoll. Dort gibt die Beamtin alle Daten in den Computer ein und Christian muss eine Zollerklärung ausfüllen. Alles dauert ziemlich lange und wir befürchten, dass die Dame gleich Mittagspause macht.
Aber wir sind entspannt und beschließen, diese Blüte der Bürokratie als „besondere Erfahrung“ wertzuschätzen. Erst einmal müssen wir aber mal wieder Kopien machen gehen, dieses Mal in einem Schreibwarenladen.
Dann bekommen wir endlich das berühmte Formular 9A-1 und das gleich mit mehreren Durchschlägen mit Kohlepapier dazwischen. Damit gehen wir 500m zur Bank. Dort ist .. ja, genau, eine Schlange. Als wir schließlich drankommen dauert der Einzahlungsvorgang für die Auto-Importsteuer volle 20 Minuten (!). Dabei hackt die Dame virtuos auf einer defekten Computertastatur herum, druckt diverse Belege mit Durchschlägen auf einem Nadeldrucker aus, entheftet und heftet wieder andere Papiere und benutzt eine geheimnisvolle Maschine mit verschiedenen Einstellhebeln, die Christian sogleich zur Vermutung animiert, dass es sich dabei um ein deutsches Enigma-Codiergerät aus dem Zweiten Weltkrieg handeln müsse, das die Honduraner aus einem vor der Küste gesunkenen U-Boot geborgen haben. Mit soviel Galgenhumor geht es erneut zur Zolldame, die uns dann nach nur noch 10 weiteren Minuten mitteilt, dass wir jetzt fertig seien. Wir können es erst nicht glauben und wandeln leicht benommen vor Freude aus dem Zollgebäude. Tatsächlich können wir einfach losfahren - 500 m weit. Dort werden wir wieder angehalten und müssen dem Beamten eine Kopie der Einfuhrerlaubnis aushändigen. Dann haben wir es tatsächlich geschafft! Nach 3 Stunden und 10 Minuten (neuer Rekord!) liegen alle Grenzformalitäten hinter uns und Honduras vor uns. Wir sind so dankbar, dass wir von dem vereinfachten Verfahren profitieren durften, das seit einigen Jahren in Kraft ist. Wir wollen uns nicht vorstellen, wie lange die Prozedur sonst gedauert hätte....
Die Landschaft, die langsam an uns vorbeizieht, ist hübsch. Grüne Hügel, Maisfelder, Weiden, hin und wieder ein Fluss mit etwas Wasser. Es ist hier trockener als zuletzt im Süden von El Salvador. Die Straße ist sehr gut, kaum Schlaglöcher und (fast) ohne túmulos. Es gibt wieder mehr Pferde und Maultiere.
Um 14 Uhr erreichen wir die Grenze zu Nicaragua, hoffend, dass der zweite Grenzübertritt heute schneller gelingt als der erste.
Es ist zehn Minuten vor vier. Nachdem die Ausreise aus Honduras erstaunlich zügig ablief haben wir bei der Einreise nach Nicaragua ein großes Problem: Die Drohne. Unser Auto wurde erstmals gründlich durchsucht und dabei stieß der Zollbeamte auf die Mavic. Er erklärte uns, dass die Einfuhr einer Drohne nach Nicaragua verboten sei und wir zurück nach Honduras müssen, um sie vom nächsten größeren Ort aus per dhl nach Costa Rica zu versenden. Auf der Suche nach anderen Lösungen haben wir angeboten, dass der Zoll sie hier an der Grenze verplomben und an der Grenze nach Costa Rica „entplomben“ solle. Mittlerweile liegen der Vorgang und die Drohne auf dem Schreibtisch des Chefs. Und wir harren der weiteren Entwicklung.
18:17 Uhr. Das ganze Verfahren an der Grenze hat bis 17:45 gedauert - damit haben wir mit 3h 45 min einen neuen traurigen Rekord. Da es mittlerweile dunkel geworden war haben wir es nur noch bis hierher geschafft, einem einfachen Restaurant mit großem LKW-Parkplatz rund 8 km östlich der Grenze.
Am Ende hatten die Beamten ein Einsehen und erlaubten uns die Einfuhr der Drohne. Sie wurde nicht konfisziert, wir brauchten nicht nochmal zurück nach Honduras und wir mussten auch keine Importsteuer/Strafe zahlen. Das Gerät wurde nur in Christians Pass eingetragen und wir müssen sie wieder austragen lassen, wenn wir das Land verlassen.
Es hat uns viel Zeit gekostet. Für die Durchquerung von Honduras benötigten wir 3h, für die beiden Grenzübertritte zusammen jedoch knapp 7h. Zwar haben für diese Orgien der Bürokratie etliche Personen eine Arbeit, die allerdings völlig unproduktiv ist und die Länder nicht voranbringt.
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