· 

Über Argentinien und Uruguay zurück nach Hause

Inzwischen sitze ich wohlbehalten im sonnigen Leipzig und beschreibe mit einiger dem Reisestress geschuldeter Verzögerung von hier aus rückblickend den letzten Reiseabschnitt:
Von Paraguay aus führen die rund 1.000 finalen Kilometer (von insgesamt 56.000) zunächst durch endlose Ebenen in Argentinien. Ich durchquere das ausgedehnte Flachland der Ibera-Sümpfe bei Mercedes. Leider ist durch die Regenfälle der letzten Wochen die Zufahrt in den Nationalpark nicht möglich, so dass ich nur von der Straße aus die Vielfalt der Tierwelt in den Sümpfen erahnen kann.

Weiter südlich, kurz bevor ich auf der Höhe von Concordia und Salto den Rio Uruguay überquere, wird das Wetter besser und ich besuche den Nationalpark El Palmar. Hier gibt es neben vielen Palmen auch eine Reihe von Tieren zu sehen, wie Nandus, hunderte von Vogelarten und Füchse. Besonders die Capybaras (eine Art von Wasserschweinen) nehmen rege am Straßenverkehr teil und sind zwar meist nass, aber alles andere als scheu.

Auf dem Weg nach Montevideo schaue ich mir in Fray Bentos noch ein Weltkulturerbe an: die ehemals größte Fleischfabrik der Welt, die Liebig's Extract of Meat Company. Bereits vor über 100 Jahren wurden hier täglich bis zu 2.000 Rinder sowie unzählige Schafe geschlachtet, nach dem von Justus Liebig erfundenen Verfahren zu Brühwürfeln verarbeitet oder einfach in einem sechsgeschossigen Kühlhaus eingefroren, um dann in alle Welt exportiert zu werden. Ich bin mal wieder der einzige Tourist und bekomme von den netten Damen eine Einzelführung in extra langsamen und deutlichem Spanisch durch die beeindruckenden alten Hallen.

Das Schiff hat Verfrühung! Einige Tage vor der Abfahrt erfahren wir, dass das Schiff nicht erst am Freitag sondern bereits am Dienstag ablegen soll. Also satteln wir die Reifen und sputen uns... 
In Montevideo gibt es noch zwei schöne Tage und Abende mit Benoit und Aline, mit denen ich ja bereits von Panama nach Kolumbien verschifft habe. Wir bereiten die Autos vor, erledigen am Montag alle Formulitäten (viel, viel einfacher als in Panama) und warten noch die Bestätigung ab, dass die Autos gut auf das Schiff verladen wurden. Dann geht es für mich über Buenos Aires und Madrid nach Deutschland und ein Jahr voller Abenteuer und Eindrücke ist vorbei.

Eigentlich wäre jetzt hier Zeit und Ort um ein Fazit zu ziehen....
Aber dazu ist die Fülle der Eindrücke noch zu frisch und zu übermächtig. Ich werde etwas Zeit brauchen, um Bilder, Erinnerungen und Gefühle zu ordnen. Ohne Frage allerdings war die Reise überwältigend, großartig, vielfältig, zu kurz, unbeschreiblich.
Ich habe tolle Menschen kennen gelernt, hatte viel Glück mit all meinen Mitfahrern und ein riesengroßes Glück mit Carl. Er hat mehr als seinen Teil dazu beigetragen, dass die Reise erfolgreich und ohne Probleme verlaufen ist. Und daher habe ich es auch nicht übers Herz gebracht, ihn am anderen Ende der Welt in fremde Hände zu geben. Er kommt wieder mit zurück nach Hause, bekommt eine intensive Pflegekur sowie einen kleinen Bruder: ein 240 TD aus dem Jahr 1983 soll als Sommerprojekt wiederbelebt und ihm zur Seite gestellt werden. 
Aber davon kann dann ein anderes Mal erzählt werden....

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Oliver (Montag, 24 Juni 2019 20:02)

    Sehr schön. Herzlich Willkommen zurück in Schland.